Ökologische Gilden des Brutvogelbestand im Rumbecker Holz
Der Begriff "Ökologische Gilde", auch "funktionelle Gruppe" genannt, ist eine definierte Gruppe von Arten, welche die dieselbe Klasse von Umweltressourcen in ähnlicher Weise nutzt (nach ROOT 1967 in WARTMANN & FURRER 1978, KRATOCHWIL & SCHWABE 2001). Da die Gilde in der Biologie als ökologischer Systembegriff verwendet wird, müssen die Arten, die in einer Gilde zusammengefasst werden, nicht phylogenetisch verwandt sein. Öfters treten beim Vergleich der Arten einer Gilde Konvergenzen auf.
Mit Hilfe der Bildung von Gilden lassen sich die vielfältigen und komplexen Bezüge und Abhängigkeiten zwischen Lebewesen eines Ökosytems nach ökologisch relevanten Kriterien in kleineren Gruppen überschaubar machen.
Für die Brutvogelarten des Rumbecker Holzes wurden drei Klassen von Gilden gebildet:
- Je nach Art der Nahrung und dem Nahrungserwerbsverhalten die Klasse der Nahrungsgilden
- Je nach Art des Niststandorts die Klasse der Nistgilden
- Je nach Art des Wanderungsverhaltens die Klasse der Zuggilden
Gildenaufteilung und -definition innerhalb der Klassen wurden von WARTMANN & FURRER 1978 übernommen.
Durch die Zuordnung des gesamten Brutvogelbestands des Rumbecker Holzes zu den einzelnen Gilden der beiden Klassen Nistgilden und Nahrungsgilden lässt sich ableiten, dass bei der Besetzung eines eigenen Nist- und Nahrungsreviers im Rahmen der relativ hohen Bestandsdichte und den begrenzter Raum-Ressourcen aufgrund gleicher oder ähnlicher Ansprüchen erhebliche interspezifische Konkurrenzen zwischen den Gildenarten herrschen müsste. Es lässt sich allerdings an Beispielen aus dem Rumbecker Holz zeigen, dass diese zwischenartlichen Konkurrenzen durch artspezifische Verhaltensstrategien der Vogelarten beim Nahrungserwerb und dem Nistverhalten erheblich reduziert werden. Dies verdeutlichen die folgenden Beispiele:
- Beispiel 1 Reduktion der Nahrungskonkurrenz innerhalb der Gilde der fleischfressenden Baum- und Strauchvögel zwischen den häufigen Meisenarten Blaumeise und Kohlmeise durch räumliche Trennung des Nahrungsraums
- Beispiel 2: Reduktion der Nahrungskonkurrenz innerhalb der Gilde der Stammkletterer zwischen Gartenbaumläufer und Waldbaumläufer
- Beispiel 3: Reduktion der Nistplatzkonkurrenz innerhalb der Gilde der Baumhöhlenbrüter, speziell der 5 Meisenarten