Humusformen im Rumbecker Holz
Auf der Untersuchungsfläche Rumbecker Holz treten verschiedene Humusformen auf. An 5 Messstellen wurde die Humusform und deren lokale Ausprägung bestimmt.
Je nach Ausprägung der Horizonte des Oberbodens unterscheidet man Mull, Moder, Rohhumus und Anmoor. Nach FIEDLER (2001) und HESSISCHES LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, UMWELT und GEOLOGIE (2002) sind für diese Humusformen folgende Merkmale typisch:
Rohhumus
Für diese Humusform typisch ist ein gehemmter Abbau der Laubstreu durch stark eingeschränkte biologische Aktivität und damit ein sehr ausgeprägter Auflagehumus besonders als Oh-Horizont. Dagegen ist der Ah-Horizont relativ gering ausgeprägt. Es findet kaum Bioturbation statt, so dass der Humus und der Mineralboden nur schwach durchmischt sind und sich die Grenze zwischen den beiden Horizonten scharf darstellt. Rohhumus tritt besonders bei sehr sauren Böden unter Pflanzen mit schwer zersetzbarem Streu wie unter Waldbeer- und Besenheidebeständen, aber auch unter Rotbuche auf. Unter diesen Verhältnissen laufen Humifizierung und Mineralisierung langsam ab. Dies führt dazu, dass der für Pflanzenernährung wichtige Stickstoff nur in geringem Maße freigesetzt wird (siehe Kapitel „C/N-Verhältnis“).
Moder
Die Humusform Moder steht mit ihren Ausprägungsmerkmalen zwischen Rohhumus und Mull. Er bildet sich auf sauren bis mäßig sauren Böden. Die biologische Abbau-Aktivität der organischen Auflagesubstanz läuft langsam ab, ist jedoch nicht so stark gehemmt wie beim Rohhumus. Die Freisetzung von Stickstoff in Form von Ammonium-Ionen und Nitrat-Ionen ist gering bis mäßig. Aufgrund einer im Vergleich zum Rohhumus etwas intensiveren Bioturbation ist die Grenze zwischen dem Oh- und dem Ah-Horizont verschwommen. Die Humusform Moder ist bei den sauren Bodenverhältnissen im Rumbecker Holz weit verbreitet. Zur genaueren Ansprache des Moders werden je nach Ausprägung der Auflagehorizonte mehrere Unterformen unterschieden. Auf der Untersuchungsfläche wurden folgende Unterformen festgestellt (siehe Abbildung 30):
- Der feinhumusreiche Moder (Messstelle 4) mit einem Oh-Horizont dicker als 2 cm und einem schwachen Zersetzungsgrad ähnlich einem Rohhumus im Bereich des Abhangs zum Ruhrbett,
- Der feinhumusarme Moder (Messstelle 5) mit einem sehr dünnen Oh-Horizont kleiner als 2 cm und damit einem etwas höheren Zersetzungsgrad auf den schmalen Kuppen zwischen den Siepen. Hier findet durch Sickerwasser-Abfluss und den sauren Bedingungen eine beginnende Podsolierung statt: Mittels organischer Säuren und dadurch hohem Bodensäuregehalt werden die Aluminium-Silikat-Minerale wie Tonminerale im Ah-Horizont zerstört und Metallionen wie Aluminium- und Eisenionen freigesetzt. Sie bilden mit organischen Humusstoffen wasserlösliche metallorganische Komplexe, die durch Sickerwasser aus dem Oberboden ausgewaschen und in den Unterboden verlagert werden. Dort werden die Metallionen und aus Komplexen gelöst und oxidiert. Durch die entstehenden Eisenoxid-hydroxide wird der Unterboden stärker braun-rötlich gefärbt. Dagegen wird der Ah-Horizont ausgebleicht und zeigt eine grau-violette Färbung. An Stellen mit feinhumusreichen und feinhumusarmen Moder wächst die im Rumbecker Holz relativ seltene Waldbeere (siehe „Verbreitung Waldbeere“)
- Der mullartige Moder (Messstelle 1) mit unscharfem Übergangen zwischen den Horizonten durch stärkere Durchwühltätigkeit auf etwas weniger sauren Bodenbereichen.
Die verschiedenen Humus-Unterformen haben durch die Unterschiede bei Vermoderung und Zersetzung ein unterschiedliches C/N-Verhältnis und damit eine verschieden starke Stickstoff-Versorgung zur Folge (siehe Kapitel „C-N-Verhältnis“). Dies hat massive Auswirkungen auf den Pflanzenbestand wie bei einem Vergleich der Verbreitung von „Drahtschmielen-Gruppe“, „Hainsimsen-Gruppe“ und „Flattergras-Gruppe“ auf dem Hintergrund des C/N-Verhältnisses deutlich wird.
Mull
Für die Humusform Mull typisch ist eine schwache Ausbildung oder das Fehlen der Of- und Oh-Horizonte. Eine Streuauflage L ist nach dem Blattfall im Herbst nur kurzfristig vorhanden. Der Übergang von Humusauflage zum Ah-Mineralhorizont ist fließend. Durch eine intensive Wühl- und Fresstätigkeit vor allem von Regenwürmern werden die organischen Stoffe intensiv mit Mineralboden vermischt und bilden einen bis 20 cm dicken dunklen Gesamthorizont. Die amorphe organische Substanz bildet mit den Tonmineralen Ton-Humus-Komplexe. Durch die intensive Mineralisierung durch Bakterien wird im Vergleich zum Moder viel Stickstoff freigesetzt. Das C/N-Verhältnis ist sehr eng. Mull entsteht nur auf Böden mit einem pH-Wert höher zwischen 5 und 8, somit bei einem niedrigen Bodensäuregehalt. Dies ist im Rumbecker Holz vor allem an Wegen und Hangfüßen der Fall (s. Kapitel „Bodensäuregehalt“). Dagegen bringt der Calciumcarbonat haltige und damit basenreichere Boden auf der Untersuchungsfläche Sternhelle gute Voraussetzungen für die Mullbildung mit. Dies wiederum hat massive Auswirkungen auf den Pflanzenbestand wie der Vergleich der Vegetation auf den Untersuchungsflächen Rumbecker Holz und Sternhelle zeigt (siehe Kapitel „Vergleich Rumbeckerholz-Sternhelle“). Im Rumbecker Holz sind kleinräumig zwei Mull-Unterformen zu finden:
- Der F-Mull (Messstelle 2) ist durch das Vorhandensein eines Grobhumus-Horizonts Of und Fehlen eines Feinhumushorizonts Oh charakterisiert. Er kann als Übergangsform zum mullartigen Moder angesehen werden.
- Der Feuchtmull ( Messstelle 3) auf dem Pseudogley-Boden rund um den Quellbereich besteht fast ausschließlich aus einer 20 cm dicken wechselfeuchten Mullschicht auf.
Anmoor
Im unmittelbaren Quellbereich hat sich unter dem Stau- und Grundwassereinfluss ein dauernasser Gleyboden gebildet mit einem 30 cm dicken Anmoor-Horizont Aa im Oberboden. (siehe Abbildung „Profil-Transekt“). Außer einer nur kurzfristig vorhandenen dünnen Blattstreu fehlen organische Auflagehorizonte. Die Humifizierung erfolgt im Wesentlichen durch fakultativ anaerobe Mikroorganismen. Der Gesamtbereich rund um die Quelle stellt sich als kleinräumiges Flachmoor dar. Dies zeigt auch das Vorkommen der Waldsimse an, einer Charakterpflanze für Flachmoore und quellige Auwälder (siehe "Verbreitungskarte Waldsimse").